Das Sequoia Konzept


Klangcharakteristik, Raumfülle/Projektion, Dynamisches Limit, Modulierbarkeit, Perlen, Homogenität, Intonation, Ansprache, Ergonomie

Das sind die Haupt-Stichworte, um die es beim Sequoia-Konzept geht und die bei der Entwicklung im Fokus standen und stehen. Bevor ich das alles im Einzelnen erläutere, möchte ich durch diese Aufzählung vorab deutlich machen, dass es sich bei den Sequoia-Saxophonen nicht einfach nur um eine weitere auf den Markt geworfene Marke handelt. Vielmehr wollten wir unsere langjährige Erfahrung, die wir als Reparateure mit ganz unterschiedlichen Musikern gemacht haben, umsetzen, indem wir Saxophone konzepieren, die die Charakteristiken haben, nach denen viele Musiker suchen – und sich schwer tun, sie zu finden... oder noch nicht einmal gesucht haben, weil sie gar nicht wussten, dass es sie gibt oder geben kann. Wir – um uns kurz vorzustellen: das ist zum einen Roberto Buttus aus dem Nordosten Italien, als langjähriger Reparateur überregional bekannt in Italien, Österreich und Ex-Jugoslawien. Zum anderen Marcel Jansen aus dem deutsch-belgischen Grenzland bei Aachen, als langjähriger Reparateur überregional bekannt in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Aber – um gleich wieder zurück zu den Charakteristiken der Sequoias zurückzukommen: es geht dabei nicht nur um den Musiker – sondern genauso um den Zuhöhrer! Er ist es schliesslich, der das Klangerlebnis präsentiert bekommt. Und damit sind wir schon mitten in den ersten beiden Punkten:

Klangcharakteristik und Raumfülle/Projektion

Hier muss man erst mal feststellen, dass die Wahrnehmung von Klang und Musik ein subjektives Erlebnis ist. Der Musiker hört sich selbst anders, als der Zuhörer, der sich woanders im Raum befindet. Der Musiker entscheidet, wie er klingt – der Zuhörer entscheidet, ob er nochmal zuhören möchte! Deshalb ist es für den Musiker wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, was von seinem Klang beim Zuhörer ankommt. An diesem Punkt setzen wir mit dem Sequoia-Konzept an: wir wollten nicht ein weiteres von so vielen Instrumenten bauen, das der Zuhörer nur als 'Punkt da hinten‘ im Raum wahrnimmt. Er soll vielmehr den Klang auch über den Raum wahrnehmen, der Musiker soll mit und durch sein Saxophon den Raum mit Klang füllen. Und das nicht nur für die Zuhörer, die in unmittelbarer Nähe des Spielenden sitzen, sondern der Klang soll auch für diejenigen 'tragen', die am anderen Ende des Raumes sind. Dieser 'raumfüllende Klang' ist die Grundeigenschaft aller Sequoia-Saxophone. Aber diese Eigenschaft ist nicht nur für den Zuhörer wichtig, sondern wird auch vom Spielenden selbst wahrgenommen. Es ist also nicht nur interessant für diejenigen, die vor Publikum spielen, sondern auch für den Hobbymusiker oder Anfänger, der für sich alleine spielt. Ein raumfüllender und warmer Ton wird sowohl vom Musiker als auch vom Zuhörer als angenehm empfunden. Ein harter Ton, der keine Wärme hat und nur punktuell im Raum steht, kann zwar sehr 'fetzig' sein bzw. bei klassischer Spielweise sehr kernig und definiert, wird aber vom Zuhörer auch schnell als penetrant und anstrengend empfunden (vom Musiker selbst natürlich nicht so schnell oder auch gar nicht, sich selbst erträgt man grundsätzlich besser als andere...). Aber ein fetziger bzw. definierter, kerniger Ton einerseits und Raumfülle bzw. Wärme andererseits schließen sich nicht gegenseitig aus. Ein Saxophon kann durchaus gleichzeitig Raumfülle und Projektion (Kern) haben. Der Klang geht dann vom Instrument aus sowohl in die Breite als auch gerade nach vorne. Ein Saxophon, das beides kann, ist schwierig zu realisieren und die wenigsten können es. Sequoias können es. Wir haben es bei der Konzeption darauf angelegt und waren am Ende selbst überrascht, in welchem Ausmaß das gelingen kann. Je nach Modell variiert der Anteil von Raumfülle und Projektion. Die stärkste Mischung aus diesen beiden Klangcharakteristiken hat das Sequoia booster (siehe die Beschreibungen der einzelnen Modelle). Aber auch jeder Musiker hat in dieser Hinsicht von seinem Ansatz her seine eigenen Klangeigenschaften. Deshalb gibt es verschiedene Sequoia-Modelle, damit jeder ein individuell klanglich passendes Saxophon finden kann. Die unterschiedliche Optik der verschiedenen Modell ist dabei nur ein Nebeneffekt. Wir verstehen uns als Klangdesigner, nicht als „Modedesigner“.

Dynamisches Limit

Das ist etwas, was man eigentlich nicht will, was aber fast jedes Saxophon hat. Ab einer gewissen Lautstärke fängt der Ton an härter und kälter zu werden. Dabei nimmt die Klangfülle bei steigender Dynamik immer weiter ab, das Saxophon fängt an, zu ‘schreien‘. Dabei sollte es eigentlich das Gegenteil tun, es sollte eigentlich umsetzen, was man als Spielender hineingibt. Statt ein Limit zu haben, sollte es eigentlich immer weiter aufgehen und die Dynamik entfalten. Genau das haben wir beim Sequoia umgesetzt. Das soll nicht heißen, dass die Sequoias überhaupt kein dynamisches Limit mehr haben. Aber wenige haben es bislang geschafft, es hörbar zu machen... am wenigsten beim Sequoia lemon.

Modulierbarkeit

Was ist der Unterschied zwischen einem Schüler- und einem Profiinstrument? Diese scheinbar sehr einfache Frage zieht mitunter abenteuerliche Antworten nach sich. Früher war der Unterschied recht einfach zu erkennen: das Schülerinstrument hatte weniger Klappen, oder die Intonation und Klang waren deutlich schlechter als beim Profiinstrument. Heutige Saxophone unterscheiden sich fast nie in der Anzahl ihrer Klappen. Intonation und Klang sind bei vielen Schülerinstrumenten recht ok. Was ist also der Unterschied? Auf einen Satz reduziert kann man sagen, dass ein Profi auf einem Profiinstrument seine Technik voll ausspielen kann, während ihn ein Schülerinstrument dabei limitiert. So kann er den Ton färben, heller oder dunkler, breiter oder enger, alles mit unterschiedlicher Dynamik, oder mit anderen Effekten, für die man erst noch Worte erfinden müsste. Er moduliert den Ton. Das kann er natürlich auch auf einem Schülersaxophon machen, aber es setzt die Technik des Spielenden nicht voll um. Das Schülersaxophon bringt nicht zu 100% heraus, was es als Input bekommen hat. Und der Anfänger oder Amateur, was hat der davon? Nun, man kann nur lernen, wozu man auch die Möglichkeit bekommt. Wenn ein Instrument mehr oder weniger nur einen Sound hat, egal wie man rein bläst, kann man nicht lernen, den Klang zu modulieren. Sequoias sind voll modulierbar. Es war eine der Grundvoraussetzungen des Sequoia-Konzepts... Ein Profiinstrument muss auch den folgenden Punkt beherrschen:

Das Perlen

Perlen heißt, dass man auch bei schnellen (legato-)Läufen trotzdem jeden Ton hören kann, und das Saxophon nicht über die Tonfolgen 'hinweg wischt', obwohl der Spieler den Lauf sauber spielt. Auch hier geht es darum, dass das Instrument umsetzt, was es als Input bekommt. Sequoia-Saxophone perlen sauber.

Homogenität

Konstruktionsbedingt klingt nicht jeder Ton eines Saxophons gleich. Theoretisch könnte man ein Saxophon konstruieren, bei dem kein Ton mehr klanglich aus der Reihe tanzt, das ginge aber nur mit geänderten Fingersätzen. So etwas würde sich in der Praxis aber nicht durchsetzen, und kann deshalb auch nicht in Serien-Produktion geben. Aber natürlich kann man die Homogenität optimieren, damit die verschiedenen Register gut zusammenpassen. Genau das haben wir getan.

Intonation

Das ist bei einem Blasinstrument kein ganz objektives und somit ein schwieriges Thema. Ein wirklich perfekt stimmendes Blasinstrument kann es nicht geben. Die Luftsäule beginnt im Körper des Spielers. Er ist Teil des Instrumentes. Die Intonation ist auch maßgeblich von seiner Technik abhängig. So kann ein und das selbe Instrument für den einen Spieler gut stimmen, während es für einen anderen problematisch ist. Hier kann man als Konstrukteur nur versuchen, es einer möglichst großen Anzahl von Spielern recht zu machen. Die Intonation der Sequoia-Saxophone ist sehr neutral und wird als gut beherrschbar empfunden.

Ansprache

Natürlich soll ein Saxophon gut ansprechen. Man will nicht mit seinem Instrument kämpfen müssen, sondern man möchte damit spielen. Im übrigen merkt ein Zuhörer, ob ein Musiker kämpfen muss, oder ob er spielt. Kämpfende Musiker hört eigentlich kaum jemand gerne, Musik ist kein Leistungssport. Damit ein Saxophon gut anspricht, muss das Material gut schwingen. Natürlich muss auch der Konus stimmen. Auf gute Ansprache haben wir viel Wert gelegt, auch bereits im Neuzustand des Saxophons. Das Ansprache-Verhalten wird durch das Einspielen natürlich noch verändern.

Ergonomie

Die eine perfekte Ergonomie für jeden kann es nicht geben – aber nach der Reparatur von unzähligen Saxophonen aller Marken und dem Kontakt mit deren Spielern und ihren Schwierigkeiten hatten wir auch für die Ergonomie so einiges in die Praxis umzusetzen. Ziel ist es, dass wenn man die Hände locker mit ihrer natürlichen Krümmung um das Saxophon legt, dass es dann passt und man mit seinen Fingerkuppen automatisch da ist, wo es von der Mechanik her vorgesehen ist. Und wenn man die Klappen dann drückt, soll sich der Weg der Klappe auch natürlich anfühlen.

So, das sollte erst mal einen Einblick geben, worum es hier eigentlich geht. Wie schon gesagt – es sollte sich bei den Sequoia-Saxophonen nicht einfach nur um eine weitere auf den Markt geworfene Marke handeln. Aber Text lesen reicht natürlich nicht! Probiert es aus!

Marcel Jansen